Wandern handy

Gehörst Du zu der Fraktion, die ihr Handy immer und überall mit dabei hat oder bist Du jemand, der das Handy „gut“ zu Hause lassen kann?

Ein Plädoyer sein Handy beim Wandern zu Hause zu lassen

Ich gebe zu, dass ich das Handy öfter benutze, als mir lieb ist: Mal eben die E-Mails checken, kurz bei LinkedIn reinschauen, WhatsApp lesen… zu Hause, morgens über die Nachrichten scrollen und dann doch irgendwo hängenbleiben, viel zu oft zwischendurch und am Abend, wenn der Film doch nicht so spannend ist, wie gedacht.

Mir geht es so wie vielen. Durchschnittlich 230 Minuten verbringt jeder Deutsche mit seinem Smartphohe täglich. Zweihundertdreißig. Das sind fast 4 Stunden!

Fast jeder hat ein Smartphone und verwendet es auch jeden Tag. Deloitte hat in einer Studie erfasst, dass jeder Dritte einen Zwang verspürt, regelmäßig aufs Handy schauen zu müssen. Mehr als ein Drittel sagt von sich, das Handy zu oft zu nutzen. Und jeder Vierte hat schon mal eine App gelöscht, weil er zu viel Zeit damit verbracht hat.

Wandern ist eine gute Gelegenheit, die Nutzungsdauer des Handys zu reduzieren und sich bewusst eine Auszeit vom Smartphone zu verschaffen.

Es gibt allerdings auch Wanderungen, zum Beispiel anstrengende Bergwanderungen auf wenig begangenen Wegen, bei denen das Smartphone hilfreich ist. Eine der zahlreichen Wanderapps ersetzt die Wanderkarte und unbestritten ist die Tatsache, dass im Falle einer Verletzung oder wenn man sich verlaufen hat, ein Smartphone gute Dienste leistet.

Wenn ich in den Bergen unterwegs bin, habe auch ich mein Handy meistens dabei. Allergings bleibt es sehr oft im Rucksack und manchmal komme ich auch komplett ohne Fotos zurück.

Hier am Bodensee ist das Handy allerdings nicht nötig. Alle Wege sind gut ausgeschildert. Es unmöglich sich zu verlaufen. Die Bodensee-Region ist also ein gutes Trainingsgebiet für Wandern ohne Handy. Und wenn ich einen neuen Weg gehe, dann habe ich mir den zu Hause angeschaut und nehme häufig zur Sicherheit eine Karte mit.

5 Gründe, die für das Wandern ohne Handy sprechen

Meistens lasse ich mein Handy zu Hause. Die Bilder für diese Webseite, für die einzelnen Wanderungen sind an Tagen entstanden, an denen ich das Handy extra zum Fotos machen mitgenommen habe. Für mich ist WANDERN mehr als GEHEN. Wandern ist für mich ein Entspannungsprozess, bei dem ich mich vom Alltag und von negativen Gedanken distanziere.

Was das Besondere beim Wandern ohne Handy ist, lest Ihr hier.

1 Freiheitsgefühl, einfach nicht erreichbar sein

Wer wandert verlässt einen Ort, um ihn bewusst hinter sich zu lassen. Er lässt sich mit dem Wander-Weg auf etwas Neues ein, das mal mehr, mal weniger überraschend, aber immer mit einer gewissen Komponente „Unvorhergesehenheit“ daherkommt.

Mit jeder Wanderung lässt Du Dich auf etwas Neues ein.

Das Unvorhergesehene, das Unkalkulierbare muss man aushalten können. Doch wenn man es aushält, dann bedeutet es ein besonderes Gefühl von Freiheit. Wenn Du Dich auf die neuen Eindrücke einlässt, dann schiebst Du damit automatisch Deine Alltagsprobleme in den Hintergrund.

Wer sein Smartphone zu Hause lässt, kann diesen Effekt noch verstärken: Du bist allein mit Dir und den Eindrücken in der Natur. Vielleicht begegnest Du auch anderen Menschen, aber für deinen Alltag und die Sorgen zu Hause bist Du für eine Weile nicht erreichbar. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich.

2 Wirklich, mehr und anders sehen

Wer durch das Smartphone schaut, sieht die Dinge anders. Vielleicht kennst Du das: Jemand scrollt durch die Bilder auf dem Smartphone und ruft ganz erstaunt „Jetzt weiß ich gar nicht mehr wo das war“. Ich habe den Eindruck, wer mit dem Handy fotografiert, verpasst die schönsten Eindrücke für den Kopf.

Probiere es einfach mal aus. Du bist an einem wunderschönen Ort. Du versuchst die Szenerie in ihrer Gesamtheit zu sehen. Halte den Blick lange und versuche alles genau zu erfassen. Was siehst du? Welche Farben treten hervor? Wie ist das Licht? Ist es er hell und gleißend oder eher trüb? Vor allem in der Dämmerung, der so genannten Blauen Stunde wirst Du wunderbare Farben sehen können. Genieße den Augenblick und versuche das Bild für die Ewigkeit in Deinem Gedächtnis zu konservieren.

Wenn ich an einem besonderen Ort bin, dann mache ich mir die Szenerie vor meinem Auge ganz bewusst und sage mir in Gedanken: Dieses Bild will ich nicht mehr vergessen. In dunklen Momenten rufe ich mir dann genau solche Bilder auf und schon taucht die Erinnerung an diesen Augenblick auf und ich fühle mich gleich etwas entspannter.

3 Einsatz der anderen Sinne

Das Sehen ist beim Wandern der wichtigste Sinn. Aber auch die anderen Sinne kommen bei einer Wanderung ohne Handy besser zum Einsatz.

Höre die Welt und lass Dich verzaubern

Wenn ich hier durch das Hinterland am Bodensee gehe, tritt der Zivilisationslärm in den Hintergrund. Irgendwo hört man noch die Bundesstraße, ganz weit hinten. In den Vordergrund treten Vogelgezwitscher, das Klopfen des Spechts – Blätter rauschen im Baum oder der Wind pfeift über den Hügel.

Bleib einfach mal stehen und konzentriere Dich auf die Geräusche um Dich herum. Nimm sie bewusst wahr. Kannst Du sie hören?

Rieche die Natur

Hast Du schon mal versucht, die verschiedenen Gerüche auf einer Wanderung wahrzunehmen. Hier im Bodensee-Hinterland mit seinen zahlreichen Obst- und Weinplantagen wechseln die Gerüche je nach Wegstrecke und Jahreszeit. Wer schon mal im Herbst an einer Streuobstwiese entlanggegangen ist, weiß was ich meine. Oder nach dem Regen, wenn es überall erdig riecht. Oder im Frühjahr der Blumenduft… Nutze bewusst Deine Nase, um die Gerüche Deiner Wanderung aufzunehmen. Bleib auch mal stehen und rieche an einer Blume.

Taste dich weiter

Weißt Du wie sich eine Baumrinde anfühlt? Oder kennst Du das Kribbeln im Gras? Wer wandert und sich bewusst darauf einlässt, kann auch seine haptischen Sinne nutzen und seine Eindrücke bereichern. Probiere es doch einfach mal aus, indem du einen Baum umarmst und deine Wange an den Stamm drückst. Vielleicht riechst du jetzt auch die Rinde….

Näher bei sich sein und sich mit der Natur verbinden

Die vorherigen Sätze haben es schon angedeutet. Wer ohne Smartphone unterwegs ist und seine Sinne einsetzt, kann sich besser mit der Natur verbinden und erschafft sich so unverwechselbare und sehr starke Eindrücke.

Insbesondere wenn Du allein ohne Dein Smartphone wanderst oder in einer schweigenden, handyfreien Wandergruppe. Kein Handyklingeln, kein WhatsApp-Piep, kein Gespräch, was Dich ablenkt. Deine Aufmerksamkeit für die Umgebung ist sehr viel größer.

Sei neugierig und aufgeschlossen. Du jedes Mal etwas Neues entdecken. Besonders spannend ist es, wenn Du einen „bekannten“ Weg regelmäßig gehst und die Veränderungen wahrnimmst, die die Jahreszeiten mitsich bringen: Die schneebedeckten Äcker und kahlen Bäume im Winter. Nach und nach wird ein Feld nach dem anderen bestellt. Die Obstbäume treiben aus, bald zeigt sich erstes Grün. Irgendwann gibt die Natur Vollgas, erste Früchte reifen, ehe im Hochsommer die ersten Felder wieder abgeernet werden und die Äpfel reifen…

Dieser bewusste Umgang mit der Vergänglichkeit und dem Kreislauf der Natur erdet uns, die wir sonst am Computer, abgetrennt von der Natur leben und arbeiten.

Entspannung

Was glaubst Du, wer nach einer Wanderung entspannter ist: Derjenige, der mit Handy unterwegs war oder derjenige, der es bewusst zu Hause gelassen hat?

Alle von mir aufgezählten Dinge, die Du während der Wanderung erlebst, werden Dich näher zu Dir selbst bringen und weiter weg von dem, was Dich im Alltag nervt. Eine Wanderung ohne Smartphone ist Ausgleich und Auszeit. Auch nach einer kleinen Runde wirst Du entspannt zurückkehren. Mit vielerlei Sinneseindrücken und schöne Bildern im Kopf.

Versprochen!

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